Top 10 Buchempfehlungen 2022

Meine Top 10 Buchempfehlungen aus 2022

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Ich möchte euch in diesem Artikel kurz die 10 interessantesten Sach- und Fachbücher vorstellen, die ich dieses Jahr gelesen habe. Dieses Mal ist die Auswahl der Themen breiter als letztes Jahr, als es primär um Bücher zum Thema Lernen ging. Für mich ist diese Zusammenfassung auch eine Reflexion meines Lesejahres und den insgesamt 36 gelesenen Büchern und diverser angefangener Bücher. Nächstes Jahr möchte ich wieder mehr Bücher zum Thema Lernen lesen und habe dazu auch schon erste Ideen. Aber jetzt erstmal zu den Büchern aus diesem Jahr:

Work Rules

Die besten Trainer arbeiten bereits für dich

Laszlo Bock

Laszlo Bock beschreibt in dem Buch „Work Rules: Insights from Inside Google That Will Transform How You Live and Lead“ verschiedene Ansätze mit denen er den People Operations (Human Resources) Bereich bei Google erfolgreich gemacht hat. Auch wenn die Veröffentlichung von 2015 ist und damit nicht mehr top aktuell, waren viele Ansätze und Inspirationen sehr wertvoll für mich. Intensiv geht Laszlo Bock zum Beispiel auf erfolgreiches und effizientes Recruiting und Personalauswahl ein. Es war schließlich gerade die Phase, in der Google stark gewachsen ist.

Am spannendsten fand ich die Gedanken und Erfahrungen zum Thema Lernen und Training. Der Autor beschreibt warum aus seiner Sicht viele Standard-Trainings einen geringen Effekt haben. Externe Trainer haben häufig zu wenig internen Kontext und es gibt nicht nur deswegen Herausforderungen bei dem Lerntransfer. Als bessere Alternative schlägt er vor, interne Experten für Trainings zu aktivieren (Googler2Googler). Er stellt auch den hohen Wert von regelmäßigen Reflexionen und Feedback dar und zweigt weitere, meist mit Daten unterstützte Optionen auf, die helfen ein Umfeld zu schaffen in denen Mitarbeiter sehr gute Leistungen erbringen können.

Meine Gedanken und eine ausführlichere Zusammenfassung der für mich wichtigsten Erkenntnisse habe ich in dem Artikel Work Rules: Lernen und Recruiting bei Google zusammengestellt.

Kopf frei!

Ein ungeübtes Gehirn ist schädlicher für die Gesundheit als ein ungeübter Körper.

George Bernard Shaw

Der Untertitel „Wie sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen“ beschreibt schon ziemlich gut den Kern des Buchs „Kopf frei!“ von Volker Busch. Unser Gehirn erhält jeden Tag immense Mengen and Informationen und wir versuchen immer mehr Informationen aufzunehmen. In jeder kleinen Pause nutzen wir unser Smartphone, lesen noch schnell einen Artikel, hören Radio oder beschäftigen uns mit etwas anderem. Es gibt keine Auszeit mehr für unser Gehirn. Dabei sind richtige Pausen wichtig dafür, dass wir Informationen wirklich verarbeiten und zu vernetzen können.

Stellen wir uns für die Verarbeitungsfähigkeit des Gehirns einem Graphen vor. Auf X-Achse wird die zu verarbeitende Informationsmenge dargestellt. Auf der Y-Achse bilden wir die Verarbeitungsfähigkeit ab. Den Verlauf des Graphen kann man sich wie ein umgekehrtes U Vorstellen. Ab einer gewissen Informationsmenge nimmt die Verarbeitungsleistung extrem stark ab. Es tritt eine Informationsüberlastung ein.

Ein weiterer für unsere Aufmerksamkeit schädlicher Effekt ist das Multitasking. Wir springen ständig von einer Aufgabe zur nächsten und lassen uns ständig Unterbrechen. Es müssen gar nicht immer große Dinge sein, es fängt schon mit Mikrounterbrechungen an: das Vibrieren des Handys. Selbst das Handy im Sichtfeld beeinflussen bereits unsere Aufmerksamkeit negativ. Leider machen uns dauernde Unterbrechungen unzufrieden und führen natürlich auch wieder zum Multitasking. Wir greifen zum Handy oder denken zumindest an die potentiell wichtige Nachricht, die wir jetzt doch nicht lesen. Multitasking macht uns unproduktiv und unkreativ und Dennoch sind viele Multitasker davon überzeugt, dass sie damit sehr produktiv sind.

Was empfiehlt Volker Busch? Im Kern kann man sagen, dass wir regelmäßige Auszeiten für unser Gehirn brauchen. Wir sollten uns Gelegenheiten schaffen, um aufmerksamer und konzentrierter zu werden. Konkret schlägt er vor:

  • Das Nixen. Regelmäßig mal nichts tun. Einfach für eine Zeit die Gedanken schweifen lassen
  • Die Tiefe Stunde (es muss nicht immer eine ganze Stunde sein):
    • Nimm dir 30 Minuten Zeit (am Anfang reichen auch 15 Minuten) in denen du dich gezielt auf etwas konzentrierst (z.B. im Museum) oder etwas beobachtest (z.B. die Menschen in einem Cafe).
    • Lass einfach mal deinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Gehe deinen Gedankenflüssen aktiv nach. Anders als bei einer Meditation, in der man den Geist eher leeren möchte
    • Lass deine Gedanken schweifen und reflektiere. Nutze dafür Leitfragen wie: Was ist mir wirklich wichtig? Worauf kann ich verzichten? …
  • Der Untouchable Day: Wähle dir einen Tag aus, der nur für dich und deine Familie reserviert ist, ganz ohne Smartphone, TV und Laptop.
  • Aufgaben Stapeln: gleichartige Aufgaben sammeln und sie in einem Zeitblock konzentriert abarbeiten. Plane zum Beispiel aktiv jeden Tag einen Arbeitsblock zum Abarbeiten deiner E-Mails ein. Versuche deine E-Mails nur in diesen Arbeitsblöcken zu bearbeiten. Alle Benachrichtigungen des Mailsystems solltest Du zusätzlich deaktivieren.
  • Handy in einen anderen Raum legen: Selbst ein ausgeschaltetes Handy stielt uns Konzentration. Der Effekt ist natürlich umso größer, wenn es auf einmal vibriert. Möchtest du konzentriert arbeiten oder Lernen ist es am besten, wenn das Handy nicht im gleichen Raum mit dir ist. Benachrichtigungen von unwichtigen Apps sollte man zusätzlich deaktivieren.

Wie sollte man Informationen Filtern? Sokrates drei Siebe

Einen zusätzlichen Impuls aus dem Buch möchte ich noch unterbringen: Wie kann man Informationen für sich sinnvoll filtern? Volker Busch stellt in seinem Buch die drei Siebe des Sokrates vor. Wenn du eine Nachricht erhältst oder sie weitererzählen möchtest, überlege vorher:

  • Ist die Geschichte wahr?
  • Ist es eine positive / gute Geschichte?
  • Ist sie relevant für uns, geht es uns etwas an?

Einen ähnlichen Ansatz habe ich an anderer Stelle gefunden unter dem Namen die THINK Formel. Dabei gibt es 5 Kriterien, die erfüllt sein sollten:

  • T – True: Ist die Aussage wahr und bin ich mir sicher?
  • H – Helpful: Ist das, was ich sage hilfreich für den anderen?
  • I – Inspiring: Ist es inspirierend, dass andere das Verhalten ggf. übernehmen?
  • N – Necessary: Soll der andere die Information bekommen, was hat er davon?
  • K – Kind: ist es freundlich / positiv, was ich über die Person erzähle?

Neurohacks

Das Buch „Neurohacks: Gehirngerecht und glücklicher arbeiten“ von Friederike Fabritius und Hans W. Hagemann hatte ich parallel zu Kopf Frei gelesen. Vermutlich gerade deswegen sind mir auch viele Parallelen in den beiden Büchern aufgefallen. Neurohacks ist jedoch etwas breiter angelegt und deckt mehr Themenbereiche ab, die dabei helfen unser Gehirn besser zu verstehen und einzusetzen.

Wichtige Punkte, die ich aus dem Buch mitgenommen habe, waren zum Beispiel zum Thema Stress. Stress ist nicht generell schlecht. Um gute Leistungen zu erzielen, benötigen wir eine gewisse Menge an Stress. Die individuelle Menge, die man benötigt kann jedoch sehr unterschiedlich sein. So kann es Personen geben die verhältnismäßig viel Stress benötigen, um Leistung zu zeigen. Für andere könnte dieser hohe Stresslevel aber schon oberhalb des gesunden Levels sein.

Natürlich durfte in dem Buch das Thema Multitasking nicht fehlen. Viele Multitasker sind sozusagen süchtig nach Irrelevanz. Für gute Leistung ist meist genau das Gegenteil notwendig: Der Flowzustand, auf den die Autoren ebenfalls eingehen.

Zum Thema Entscheidungsfindung wird unter anderen auf den häufig unterschätzten Wert der Intuition eingegangen. Bei Situationen, in denen wir genügend Erfahrung haben, ist unsere Intuition nicht nur schneller, sondern häufig auch zuverlässiger als langes Überlegen und Analytik. Jedoch gibt es auch Fragestellungen, die von Menschen intuitiv falsch beantwortet werden. So ist unsere Intuition zum Beispiel kein guter Statistiker und spätestens, wenn es exponentielle Steigungen gibt, versagt die Intuition komplett. Wie weit reicht zum Beispiel ein Blatt Papier, wenn man es 51-mal faltet? Von der Erde bis zur Sonne. Faltet man es 52-mal, so reicht es von der Erde bis zur Sonne und wieder zurück. Wer sich mit dem Thema Intuition, unbewussten und dem langsamen analytischen Denken genauer beschäftigen möchte, der würde ich empfehlen „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Kahneman lesen.

Eine Übung zur Entscheidungsfindung fand ich inspirierend: Der Münzwurf zur Aktivierung unsere Intuition für die Entscheidung. Gibt es zwei Optionen und ich kann mich nicht zwischen ihnen entscheiden, sollte ich einfach eine Münze Werfen. Bei Kopf nehme ich Option 1 und bei Zahl Option 2. Fühle ich mich mit der nun, durch den Münzwurf ausgewählten Option unwohl, weiß ich, dass intuitiv etwas gegen diese Entscheidungsoption spricht.

Es gibt noch viele weitere interessante Themenbereiche, die abgedeckt werden, wie z.B.:

  • Die Wichtigkeit von Emotionen, auch im Berufsalltag. Sie sind ein elementarer Teil der Menschen.
  • Wie können wir Gewohnheiten ändern?
  • Welche Persönlichkeitsprofile liefern valide Aussagen?
  • Welche Grundbedürfnisse haben Menschen – das SCARF Modell inkl. einer Kritik an der Bedürfnispyramide.

Das Buch hat viele interessante Themen behandelt und ich werde es sicher noch ein zweites Mal lesen.

Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?

Dieses Buch von Dr. Claas Triebel beschreibt einen potentialorientiertem Karrierecoachingansatz mit wissenschaftlich belegter Wirksamkeit. Zunächst gibt es eine Einführung in das Thema Kompetenzen, die aus mehr als Wissen und Können bestehen. Dazu stellt uns Class das von ihm entwickelte SKATE Modell vor. Nach dem SKATE Modell ist eine Kompetenz das Produkt von mehreren Faktoren. Man kann es sich also so vorstellen, dass diese Faktoren multipliziert werden (auch wenn sie nicht exakt messbar sind). Das bedeutet, ist einer der Faktoren 0, so ist auch keine Kompetenz vorhanden. Die Faktoren lauten:

  • S = Skill (lernbare Fertigkeit)
  • K = Knowledge (theoretisches Hintergrundwissen)
  • A = Ambition (Motivation die Tätigkeit auszuführen)
  • T = Talent (eine Grundbegabung für die Tätigkeit)
  • E = Experience (Erfahrung in dem Bereich)

Sehr detailliert führt Claas den Leser anschließend in die verschiedenen Phasen der Kompetenzenbilanz ein. Der Prozess ist klar strukturiert und fokussiert. Es fängt an mit einer Biographiearbeit bei der das eigene Lebensprofil erstellt wird. Anschließend werden daraus Fertigkeiten abgeleitet und Kompetenzen erarbeitet. Diese Arbeit wird vom Coach angeleitet und begleitet, jedoch mit einem großen Anteil an Hausarbeit, in dem der Coachee die Arbeiten fortführen muss. Neben der Selbsterkenntnis, Kompetenzen und Antreiber liegen gibt es am Ende des Coachingprozesses noch eine schriftliche Kompetenzenbilanz vom Coach.

Wer sich mit Karriereberatung und Mitarbeiterentwicklung beschäftigt sollte sich den Ansatz anschauen. Um in das Thema hineinzuschnuppern kann die LernXP Podcast-Folge Karrierecoaching mit der Kompetenzenbilanz helfen.

Culture Code

Daniel Coyle beschreibt in seinem Buch „The Culture Code: The Secrets of Highly Successful Groups“ verschiedene sehr leistungsfähige Teams. Dabei versucht er zu ergründen, welche Essenz es benötigt, damit Teams Leistungsfähig und zuverlässig agieren.

Im Kern beschreibt Daniel Coyle Beispiele für psychologische Sicherheit, Vertrauen, Kooperation und einem gemeinsamen Purpose und stellt die daraus resultierenden Effekte dar. Am Ende von jedem Abschnitt gibt es noch eine Reihe von Aktionsvorschlägen, die dabei helfen können, um die oben genannten Faktoren in Teams zu stärken.

Einige Handlungsempfehlungen die Daniel Coyle gibt:

  • Vermeide Statusspiele. Mach dich lieber kleiner als größer. Dadurch werden die anderen aktivieren und verlassen sich nicht nur auf dich.
  • Stelle neue Mitarbeiter beim Onboarding in den Mittelpunkt. Frage sie aktiv danach, was sie an Skills etc. mitbringen, anstatt interne Experten einzuladen, die über eigene Erfahrungen referieren.
  • Zuhören ist wichtiger als reden. Wir schenken Aufmerksamkeit, erhalten wichtig Informationen und können unsere Perspektiven erweitern. Wie schwierig Zuhören eigentlich ist, behandle ich mit Anja Niekerken in der Podcast-Folge: Zuhören: eine unterschätzte Kompetenz.
  • Gebe kritisches Feedback in der Form: „Ich gebe dir dieses Feedback, weil ich sehr hohe Erwartungen an dich habe und ich weiß, dass du sie erfüllen kannst.„. Vermeide den Feedbackburger.
  • Erzeuge einen gemeinsamen Purpose. Definiere klare Ziele mit nachvollziehbaren Prioritäten. Kommuniziere den Purpose, die Prioritäten und die Ziele oft und wiederholend, damit er sich auch wirklich verfestigt.

Sketchnote Handbook

Jeder Stift ist besser als kein Stift 

Mike Rohde

Vor einiger Zeit hatte ich für mich entschlossen, mich nicht mit Sketchnoting zu beschäftigen. Als ich jedoch dieses Jahr zur Zukunft Personal gehen wollte, dachte ich mir Sketchnotes könnten hilfreich sein, um mich besser auf die Inhalte zu konzentrieren. Um mich etwas mehr mit Sketchnoting zu befassen habe ich mir das „Sketchnote Handbuch“ von Mike Rohde besorgt und es durchgearbeitet. Auf Twitter gibt es ein paar Beispiele des Ergebnisses:

Das Buch enthält viele wertvolle Hinweise für den Einstieg in das Sketchnoting inklusive einiger Übungen. Mike Rohde versucht den Leser auch zu überzeugen, dass man auch ohne gute Zeichenfähigkeiten anfangen kann: reine Text-Sketchnotes können ein guter Start sein. Um sich aber eine erste Grundausstattung an grafischem Vokabular anzueignen hilft das Buch. Zum Thema Struktur hätte ich mir noch ein paar zusätzliche Übungen gewünscht.

Wer in das Thema Sketchnoting eisteigen möchte, findet in dem Buch eine gute Basis. Besser ist vermutlich ein Lerncircle mit dem LernOS Sketchnoting Guide. Dort hat man auch viele Übungen und zusätzliche eine Peer Gruppe. Durch die Gruppe, die ähnliche Lernerfahrungen macht erhält man Feedback, weitere Inspirationen und einem sozialen Rahmen für das Lernen. Wer mehr zum Sketchnoting und dem LernOS Guide Sketchnoting Guide für Lerngruppen erfahren möchte, der kann in die LernXP-Folge Sketchnoting lernen mit LernOS mit Katrin Mäntele rein hören.

Magie des Konflikts

In Konflikte gehen Sie nur in Erwartung einer gemeinsamen Zukunft.

Reinhard K. Sprenger

Sind Konflikte etwas Negatives? Reinhard K. Sprenger zeigt in dem Buch auf, dass Konflikte nicht generell negativ sind. Der Konflikt ist laut Sprenger häufig der Anfang des Denkens. Eine gute Diskussion braucht zum Beispiel den Dissens. Dadurch dass wir über unsere Differenzen sprechen und damit unsere Weltbilder abgleichen, können sich neue Einsichten ergeben. „Um eine Erfahrung reicher sein, heißt: um eine Gewissheit ärmer“ (R. Sprenger).

Das Buch startet mit einem Überblick darüber, was Konflikte sind und wie sie entstehen. Meist haben wir zum gleichen Thema einfach unterschiedliche Wahrnehmungen oder Erwartungen. Diese sind dem Gegenüber jedoch meist nicht bewusst. Ist man Konfliktscheu und versucht Konflikten aus dem Weg zu gehen, kann dies ziemlich schädlich sein. Viele Menschen tendieren zum „Rabattmarken Kleben“. Sie notieren sich geistig die „Verfehlungen“ des Gegenübers, sprechen es aber nicht an. Erst wenn das Fass überläuft, kommt es zur Konfrontation, die für den Gegenüber dann meist wie aus dem Nichts auftaucht. Das Wichtigste ist die Dinge sofort anzusprechen, damit sich negative Gefühle nicht aufstauen und der Adere eine Chance hat darauf zu reagieren.

Auch wenn das Buch keinen Ratgeber zur Konfliktlösung sein soll, gibt es im hinteren Teil des Buchs einige Übungen zur Reflexion und Hinweise wie man Konfliktgespräche richtig führen sollte.

Einen guten ersten Einblick in die „Magie des Konflikts“ kann man mit der Podcast-Folge #32 Die Magie des Konflikts aus dem „Die Leseoptimistin“ Podcast erhalten.

Keine Sinnfragen, bitte!

Es macht keinen Sinn, denselben Fehler zu weiderholen.
Wer das tut, ist dumm.
Schlauer ist es, alle Fehler lachend zu vergessen.
Dann passiert es immer frisch.

Gunter Dueck

Zuerst wollte ich das Buch gar nicht kaufen, da ich mir schon dachte, dass es voller Zynismus sein würde. Aber ich konnte es einfach nicht lassen und als ich es in den Händen hielt musste ich auch gleich angefangen zu lesen. Schon beim Durchgehen des Inhaltsverzeichnisses musste ich lauthals Lachen.

Gunter Dueck bietet in diesem Buchen einen Einblick in verschiedene Schiefstände in großen, nicht gut laufenden Unternehmen und wo er die Ursachen dafür sieht. Einige Gedankenmodelle fand ich durchaus hilfreich. Andere Beispiele waren hoffentlich doch etwas übertrieben oder basierend auf Einzelfällen.

Einzelne Gedanken die ich aus dem Buch mitgenommen habe:

  • Das System steckt an: Wenn in einem Unternehmen oder Bereich Mittelmaß herrscht, übernehmen neue Mitarbeitende schnell dieses Mittelmaß
  • Man muss bei Innovationen den richtigen Zeitpunkt erwischen. Ist man zu früh, hat man sich schon die „Finger verbrannt“. Wird die Innovation später relevant, lässt man eher die Finger davon und die Konkurrenz überholt einen
  • Ist man Opfer von „Meeting-Inflation“: Gehe nur zu Meetings, die einen Wert haben. Zu viele Meetings erhöhen nur die Arbeitslast. Schließlich ist nach den Meetings die Arbeit noch übrig
  • Einen Prototyp in ein Serienprodukt zu verwandeln kostet etwa 10- bis 100-mal so viel wie ein guter Prototyp
  • Systemic Underdelegation: Experten beschäftigen sich mit zu einfachen Aufgaben, da sie diese besser können als Anfänger. Sie sollten die Anfänger lieber darin Coachen und ihnen helfen besser zu werden. Gerade dann, wenn es eine Zeiterfassung gibt und im Moment nicht genügend Aufgaben vorhanden sind kommt es zur systemic Underdelegation. Manchmal auch einfach, wenn es schnell gehen soll.
  • Bestimmte Tätigkeiten erfordern eher Hirnaktivitäten im Theta-Alpha-Wellen Bereich. Diesen Bereich erreicht man immer dann, wenn man in den Flow-Zustand kommt. Multitasking und Unterbrechungen stören hier ungemein – man kommt in den Betawellen-Bereich. Es lange dauern kann, um wieder in den Flowzustand zurückzukommen. Bestimmte Berufsgruppen z.B. Manager oder Vertriebler arbeiten meist eher in einem niedrigen bis hohen Betawellen-Bereich. Rollen mit diesen verschiedenen Tätigkeitsmustern sind nicht direkt kompatibel. Der eine möchte konzentriert arbeiten und der andere Ruft einfach an, denn dann bekommt man viel schneller eine Antwort.

Abseits der anderen Literatur

Hier zwei Buchempfehlungen die vielleicht nicht ganz in das Muster der anderen Bücher passen. Dafür passen sie sehr gut zu der Initiative #meinziel22 der Corporate Learning Community vom Anfang 2022. Zum Auftakt der Initiative schrieb Karlheinz Pape als Titel eines Blogposts: „Wer in die Zukunft führen will, muss schon mal da gewesen sein„. In dem Artikel wurden unter anderem genannt:

  • Einen KI-Kurs durcharbeiten und die Ergebnisse teilen
  • Zugängliche Daten von Lernenden identifizieren und Verwendung prüfen

Mit beiden Themen habe ich mich dieses Jahr beschäftigt, und hier kommen zwei dazu passende Buchempfehlungen:

Natürlich alles künstlich

Mit der Dall-E2 generiertes Bild unter Verwendung des Texts „Computer ai playing chess against human“

Was ist eine KI und welche Arten von KI gibt es? Wie weit sind wir noch vom autonomen Fahren entfernt? Wie lernt ein Computer besser Schach oder Go zu spielen als die besten menschlichen Spieler? Welche Technologien stecken eigentlich hinter dem neuen Dall-E2? (mit dem das oben erzeugte Bild erstellt wurde. Dall-E2 existierte noch nicht bei der Veröffentlichung des Buchs, aber die Prinzipien werden dennoch erläutert) Sind KIs diskriminierend? Wofür sind KIs anfällig und welche Risiken stecken dahinter?

Heute lassen sich zum Beispiel komplette Blogbeiträge automatisiert erstellen und vielen Nutzern würde der Unterschied nicht auffallen. Um eine Demonstration der Leistungsfähigkeit zu bekommen kann man sich z.B. den neue GPT Chatbot ansehen.

Neben der Medienkompetenz und dem kritischen Denken wird eine KI-Kompetenz immer wichtiger werden. Wir alle müssen uns darüber bewusst werden wo die Chancen aber auch die Risiken liegen und lernen damit umzugehen. Einen ersten kurzweiligen Überblick zu den Themen findet man in diesem Buch von Dr. Philip Häusser. Es ist eine leicht verständliche Einführung und zeigt, wo die Entwicklung sich gerade befindet.

Bereits im Rahmen von #meinziel22 habe ich dieses Buch genossen und einen detaillierteren Artikel über das Buch Natürlich alles künstlich geschrieben. Ein Beispiel dafür, wie KI in Lernprogrammen bereits genutzt werden kann, könnt ihr in der LernXP Podcast-Folge Adaptives Lernen durch künstliche Intelligenz hören.

Storytelling mit Daten

Nicht nur KI wird immer wichtiger, sondern auch datengetriebenes Arbeiten. Daher habe ich mich dieses Jahr intensiv mit dem Thema Datenanalyse beschäftigt. Dabei ist es neben der explorativen Datenanalyse (exploratory data analysis) auch wichtig komplexe Daten einfach erklären zu können (explanatory data analysis). Hier kommt dieses Buch ins Spiel.

Wie können komplexe Daten so vereinfacht und auf den Kern der zu vermittelnden Botschaft reduziert werden, ohne dass der Betrachter kognitiv überfordert wird? Wie wir es aus dem Lernkontext kennen, ist auch hier meist weniger mehr. An diversen Beispielen wird klar, welche Diagramtypen wirklich sinnvoll eingesetzt werden könne. Kuchendiagramme schneiden aus verschiedenen Gründen sehr schlecht ab. Brauche ich immer alle Achsenbeschriftungen, oder sind die Daten auch ohne diese verständlich? Auch Aspekte wie sinnvolle und dezente Farbgebung werden behandelt. Nicht zuletzt geht es darum den Kern einer Botschaft mit Daten klar belegen zu können.

Das Buch hat mich nachhaltig darin beeinflusst, wie ich Daten aufbereite und präsentiere. Interessanterweise gibt es nur sehr wenige Diagramtypen, die zur Erläuterung von Daten wirklich sinnvoll sind. Viele Diagramme sind natürlich für die Analyse sehr hilfreich, aber Personen, die die Daten nicht gut genug kennen sind damit schnell überfordert. Eine weitere Erkenntnis: Dashboards sind zwar gute Informationsquellen helfen aber eher bei der Datenanalyse als dabei Daten zu erklären.

Noch viel zu Lesen

Ich bin schon gespannt zu welchen Büchern es mich als nächstes zieht. Ich habe noch einige interessante ungelesene Bücher. Von Cornelia Hattula habe ich in der Podcastfolge zum Teamlernen den Begriff „Entwicklungsstapel“ dafür gelernt. Schließlich möchte ich noch viel aus diesen Büchern lernen. Dazu kommt noch eine lange Bücherliste mit interessanten Büchern, die ich lesen möchte.

Welche Bücher würdet ihr empfehlen? Welches waren eure Lieblingsbücher dieses Jahr und warum?

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