Buchempfehlungen Lernen 2021

Top 10 Buchempfehlungen zum Thema Lernen aus 2021

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Dieses Jahr habe ich einige Bücher gelesen. Goodreads zeigte mir an, dass es etwa 10.000 Seiten waren. Zusätzlich sind noch einige hundert Bücher auf meiner Leseliste gelandet. Die 10 interessantesten Bücher im Kontext Lernen, die ich dieses Jahr gelesen habe, möchte ich hier zum Jahresende als Leseempfehlung mit euch teilen.

1. New Work braucht New Learning

Some books are to be tasted, others to be swallowed, and some few to be chewed and digested.

Francis Bacon

Dieses Buch ist auf jeden Fall ein Buch, das für mich in die letzte von Francis Bacon genannte Kategorie fällt. Ich möchte es nicht verschlingen, sondern so viel wie möglich daraus mitnehmen. Deswegen nehme ich mir mehr Zeit mit dem Buch, damit ich immer wieder neue Inspirationen aus dem Buch schöpfen kann. Dies ist auch der Grund, warum ich es noch nicht ganz abgeschlossen habe. In jedem Kapitel finde ich so viele Verweise auf interessante Artikel, Videos und weiterführende Quellen. Am liebsten würde ich mir alle diese Quellen ansehen.

Für mich ist das Buch eine klare Empfehlung für alle, die sich mit New Learning beschäftigen möchten. Es erläutert sehr schön, warum neue Lernansätze nicht ohne weiteres funktionieren, wenn die Arbeitsweise in den Organisationen nicht damit kompatibel ist. So gibt es für jede Entwicklungsstufe eines Unternehmens passendere Lernansätze. Sind Unternehmen zum Beispiel stark durch Regeln und Standardisierung geprägt, werden kreative und offene Formate nicht gut ankommen. Um dies herzuleiten, wurde im ersten Teil des Buches das Spiral Dynamics Modell genutzt. Dabei gibt es zu jeder der Entwicklungsstufen Hinweise zu erwarteten Lernformaten.

Ich habe das ganz anders als andere Bücher wahrgenommen. Auf der einen Seite sehr fundiert geschrieben und alle Quellen referenziert. Auf der anderen Seite sehr modern, indem es viele Verlinkungen zu weiterführenden Artikeln in Form von QR-Codes enthält, wodurch der Umfang des Werks weiter steigt.

Ich bin schon gespannt auf die vielen weitere Impulse, die ich aus dem Buch mitnehmen werde. Aus meiner Sicht sollte jeder Lernexperte, der tiefer in den Themenkomplex New Learning einsteigen möchte dieses Buch gelesen haben.

2. Das neue Lernen heißt Verstehen

»Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, sobald man aufhört, treibt man zurück«,

Benjamin Britten

Henning Beck ergänzt dies und sagt, dass es mittlerweile „kein Strom, sondern ein reißender Sturzbach“ ist.

Das Buch bieten einen einfachen ersten Einblick in die Neurowissenschaften und darin, wie unser Gehirn lernt. Es zeigt auch auf, wie viel wir intuitiv beim Lernen falsch machen. Henning Beck zeigt uns viele Beispiele, wie Lernen besser funktionieren kann und was man machen sollte, um Dinge nicht nur auswendig zu lernen. Schließlich geht es darum Verstehen aufzubauen.

Für mich waren viele Dinge enthalten, die ich schon in anderen Artikeln oder Büchern aufgeschnappt hatte. Henning Beck schaffte es aber, sehr gut viele Verbindungen zusammen zu bringen und dies mit sehr kurzweiligen und einprägsamen Beispielen zu ergänzen. Unter anderem interessant fand ich den Aspekt, dass Unsicherheit und Unklarheit am Anfang des Lernprozesses für das Lernen sehr hilfreich ist. Letztendlich ist das Gehirn darauf ausgelegt Informationen aufzunehmen die neu oder überraschend sind. Und wenn Unklarheit herrscht, ist nachher die Auflösung fast immer überraschend.

Dieses kurzweilige geschrieben Buch würde ich jedem ans Herz legen, der sich mit Lernen beschäftigt und etwas besser verstehen möchte wie Lernprozess im Gehirn gut funktionieren können. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie kurzweilig Henning Becks Beispiele sein können, dem möchte ich die Podcast-Folge Education Newscast 137 – Erkenntnisse der Neurowissenschaften für Lernen und Weiterbildung empfehlen.

3. Es lebe der Generalist!: Warum gerade sie in einer spezialisierten Welt erfolgreicher sind

… learning itself is best done slowly to accumulate lasting knowledge, even when that means performing poorly on tests of immediate progress. That is, the most effective learning looks inefficient; it looks like falling behind.

David Epstein

Es gibt viele Geschichten, die erzählen, wie eine frühe Spezialisierung und mehr als 10.000 Stunden Übung notwendig sind, um eine hohe Expertise in einem Bereich zu erlangen. Das Buch „Es lebe der Generalist“ zeigt viele interessante Beispiele auf, die eine andere Geschichte erzählen. Meine Interpretation ist, dass sich die meisten Fälle der frühen Spezialisierung in komplizierten, aber nicht komplexen Lernumgebungen befinden. Viele unserer täglichen Aktivitäten finden aber in komplexen Umgebungen statt, wo Kreativität und Innovation gefordert ist. Um ein hohes Maß an Kreativität und Innovation erreichen zu können braucht man eher breit angelegte Fähigkeiten und ein großes Wissensspektrum. Es reicht keine, heute immer häufiger anzutreffende, Hyperspezialisierung.

Mich haben die Beispiele und die Belege dazu inspiriert, häufiger der eigenen Neugierde zu folgen und mich auch mit ganz neuen Themen zu beschäftigen.

4. Top – Die neue Wissenschaft vom Lernen

Vor dem Hintergrund des bewussten Lernens betrachtet, ist klar, wo das Problem liegt: Vorträge, Schnellkurse und dergleichen bieten kein Feedback und keine oder nur wenig Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren, Fehler zu korrigieren und Schritt für Schritt eine neue Fähigkeit zu entwickeln. Es ist, als würden Amateur-Tennisspieler versuchen, sich zu verbessern, indem sie Artikel in Tenniszeitschriften lesen und sich hin und wieder auf YouTube ein Video ansehen…

Karl Anders Ericsson

Ein Buch welches einen gewissen Gegenpol zu „Es lebe der Generalist“ darstellt und stärker auf Spezialisierung ausgerichtet ist. Es thematisiert unter anderem die Prinzipien des bewussten Lernens (deliberate practice). Nach dem Lesen von „Es lebe der Generalist“ bewerte ich einige Aspekte des Buches anders als beim ersten Lesen. In meiner Sicht fokussiert sich das Buch stark auf komplizierte Lernumgebungen. Dennoch gab es viele Erkenntnisse für mich, wie zum Beispiel:

  • Wissen allein reicht nicht, es geht darum Fähigkeiten aufzubauen.
    Und diese werden nur besser durch regelmäßiges Üben und korrektives Feedback. So ist z.B. ein Autofahrer mit 20 Jahren Fahrpraxis im Durchschnitt nicht besser als Fahrer mit 5 Jahren Fahrpraxis. Beim Autofahren fehlt schließlich meist ein direktes Feedback. Um in einem Thema wirklich besser zu werden empfiehlt Ericsson einen persönlichen Lehrer (der besser sein muss als man selbst), der aktiv dabei hilft seine Fähigkeiten zu verbessern.
  • Die enorme Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns.
    Dies wird unter anderem am Beispiel von Londoner Taxifahrern beschrieben. Sie bauen während ihrer umfangreichen Ausbildungszeit enorme Repräsentationen in ihrem Gehirn auf. Dabei wächst der für die Navigation relevante Teil des Gehirns sehr stark. Nur so schaffen sie es sehr schnell in dem verwinkelten Straßennetz ohne Hilfsmittel zu navigieren.
  • Es gibt kein Naturtalent.
    Jedes scheinbare „Naturtalent“ hat sein Talent über Jahre geformt und meist hart erarbeitet. Eine klare Bestätigung dafür, dass man ein Growth Mindest haben sollte.

5. Training from the Back of the Room

Wollen Sie, dass Ihre Teilnehmenden etwas hören oder dass sie etwas lernen?

Sharon Bowman

Sharon Bowman beschreibt in ihrem Buch einen Ansatz, wie man Trainings gehirngerecht und lernförderlich gestalten kann. Dabei werden die Teilnehmer immer in den Mittelpunkt gestellt, und aktiv am Lernprozess beteiligt. Insgesamt werden die Trainings dadurch aktiver, interessanter, relevanter und es entsteht, wenn richtig angewendet, eine Umgebung die zu deutlich besseren Lernerfahrungen führt. Neben den Prinzipien für hirnfreundliches Training, die am Anfang des Buchs beschrieben werden ist der Hauptteil des Buchs den vier verschiedenen Strukturierungsebenen der Trainings gewidmet. Dabei gibt es für jedes der Elemente viele, einfach umzusetzende Beispiele. Diese Strukturierungsebenes nennt sie die 4C’s:

  • Connect – Verbindungen:
    Verbindungen aufbauen zu bestehendem Wissen, zu den anderen Teilnehmern und dem Trainer
  • Concepts – Konzepte:
    Die zu lernenden Inhalte
  • Concrete Practice – Konkretes Üben:
    Anwenden und ausprobieren des erlernten
  • Conclusions – Schlussfolgerungen
    Den Abschluss gestalten durch Zusammenfassungen, Aktions- und Transferpläne und letztendlich einer Feier, um einen emotionalen Abschluss zu schaffen.

Für mich ein gelungener Praxisratgeber, der einem dabei helfen kann, mit teilweise weniger Vorbereitungsaufwand, interaktive Trainings zu gestalten. Die 4C als einfache Strukturierungshilfe macht die Anwendung noch einfacher. Auch für Personen, die nur selten selbst Trainings durchführen, bietet das Buch genügend Praxistipps, die man einfach übernehmen kann. Angesprochen hat mich zum Beispiel die Schnellstart-Methode. Sie kann genutzt werden, um das Training ab der ersten Minute starten zu lassen, ohne auf den letzten Teilnehmer warten zu müssen, der vielleicht verspätet dazu kommt.

In der LernXP Podcast-Folge zu Training from the Back of the Room könnt ihr von einem Experten mehr über das Thema erfahren.

6. Lernhacks: Mit einfachen Routinen Schritt für Schritt zur agilen Lernkultur

Ein Buch für Praktiker, die sich nicht zu lange mit der Theorie aufhalten möchten. Es gibt viele, direkt umsetzbare, meist einfache Methoden und Ansätze um Lernen zur Routine werden zu lassen. Dabei gibt es Hinweise für individuelles Lernen, Probleme lösen, Lernen im Team oder zum Wissen teilen. Zusätzlich ist die Gestaltung des Buchs sehr ansprechend und kurzweilig. Somit spricht es auch Gelegenheitsleser an.

Jeder der Inspirationen braucht, um selbst oder im Team mehr zu lernen sollte sich das Buch ansehen. Meiner Meinung nach sollte jede Führungskraft, die das Lernen ihrer Mitarbeiter fördern möchte, dieses Buch besitzen. Auch Lernberater und Lerncoaches sollte die im Buch vorgestellten Lernhacks als Handwerkszeug kennen.

7. Learn Like a Pro: Science-Based Tools to Become Better at Anything

Wer sich mit selbstorganisiertem Lernen beschäftigt ist sicher schon mal über Barbara Oakley gestolpert. Mich hatte schon ihr Coursera Kurs Learning How to Learn überzeugt, daher wollte ich auch ihr Buch „Learn like a Pro“ lesen. Inhaltlich liegen der Kurs und das Buch sehr dicht zusammen. Wer den Kurs also bereits gemacht hat braucht das Buch nicht mehr zu lesen, es sei denn zur Auffrischung. Es geht auf typische Herausforderungen beim Lernen wie Prokrastination ein und bietet einfache Lösungen dazu. Die Pomodoro-Technik wird als Hilfsmittel empfohlen, die unter anderem dabei hilft sich mehr auf den Lernprozess, statt dem Ergebnis zu fokussieren. Auch Themen wie: sich vor dem Lernen Fragen zum Inhalt überlegen, der Wert von Tests vor dem Lernen und wie Notizen besser beim Lernen helfen können werden behandelt. Wer sich schon intensiver mit dem Thema Selbstlernen beschäftigt hat findet wenig neues, aber für Personen die Lernen lernen möchten eine gute Wahl.

8. Schnelles Denken, Langsames Denken

Ein grandioses Buch – wer es noch nicht gelesen hat, sollte dies nachholen. Daniel Kahneman zeigt sehr schön, wie häufig unser Gehirn schnelle und intuitive Entscheidungen trifft. Dieses schnelle Denken ist energiesparend und fühlt sich gut an. Leider ist das „schnelle Denken“ kein guter Statistiker und liegt in vielen Fällen falsch. Hätten wir in solchen Situationen etwas mehr nachgedacht, hätten wir sie richtig beantwortet könnten. An diversen Beispielen kann man beim Lesen selbst merken, wie schnell man den Denkfehlern (Kognitiven Verzerrungen, Biases) unterliegt. Alle Denkfehler werden mit vielen Hintergründen nachvollziehbar erläutert. Nebenbei werden noch die eigenen Statistikkenntnisse aufgefrischt. Da das Buch so dicht mit Wissen gepackt ist, werde ich es sicher nächstes Jahr nochmals lesen.

9. Die angstfreie Organisation: Wie Sie psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz für mehr Entwicklung, Lernen und Innovation schaffen

Um Lernen in einem Team ermöglichen zu können brauchen Teams psychologische Sicherheit. Dabei geht es nicht darum, dass man sich in einer idealen Wohlfühlatmosphäre befindet. Vielmehr geht es darum, dass jeder offen Punkte ansprechen kann, Fehler offen geteilt werden und dass Themen auch kritisch diskutiert werden können. Nur in so einem Umfeld kann man aus Fehlern lernen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man eigene Lernerfahrungen mit anderen teilt, steigt. Amy Edmondson beschreibt an sehr nachvollziehbaren Beispielen wie sich fehlende psychologische Sicherheit auswirkt und wie hohe psychologische Sicherheit zu besseren Teamleistungen führt.

Wer etwas mehr über das Konzept der psychologischen Sicherheit erfahren möchte, kann die Podcast-Folge Psychologische Sicherheit und Lernen hören oder sich den Ted Talk Building a psychologically safe workplace von Amy Edmondson ansehen.

10. Keine Regeln: Warum Netflix so erfolgreich ist

Auch wenn es keinen direkten Bezug zum Thema Lernen hat, muss das Buch in die Top 10. Reed Hastings beschreibt viele eindrucksvolle Beispiele, wie alternative Lösungen in Unternehmen (abseits der häufig zu beobachtenden Standards) aussehen können. Der CEO von Netflix erzählt von seiner Erfahrung als Manager und der Führungsphilosophie, die er bei Netflix eingeführt hat. Dabei kommen auch die vielen Fehler, aus denen er gelernt hat, nicht zu kurz.

Das Buch zeigt auf, was Netflix geholfen hat höchste Performance bei seinen Mitarbeitenden zu erreichen. Zwei der diversen Beispiele sind die aktive und offene Nutzung von Feedback und eine andere Einstellung zum Thema Gehälter. Wie der Titel vermuten lässt, stellt Reed Hastings noch die Regelungswut einiger Unternehmen an den Pranger. Es wird an nachvollziehbaren, eigenen Beispielen aufgezeigt, wie zu viele Regeln zu schlechten Entscheidungen führen können. So beschreibt er z.B. wie Reisekostenreglungen zu verschiedenen Stilblüten führen können. „Dumme Regeln führen dazu, dass man sein Gehirn nicht benutzt“. Bei einer Regel wurde das Denken beim Erstellen der Regel durchgeführt, jedoch nicht in der Situation durch den betroffenen. Es braucht eigentlich nur einer Leitlinie: „gibt das Geld des Unternehmens so aus, als ob es dein eigenes wäre.“

Ich hatte „Keine Regeln“ leider als Hörbuch gehört. Die Geschichte wurde sehr angenehm und unterhaltsam erzählt, jedoch würde ich heute zum Buch greifen, um noch tiefer in die Beispiele eintauchen zu können.

Mehr Bücher

Wer auch Goodreads nutzt, findet dort auch meine Leseliste und gelesenen Bücher. Zusätzlich gibt es noch eine Liste mit Buchempfehlungen meiner Podcastgäste.
Ich bin schon auf die vielen Bücher gespannt, die ich nächstes Jahr lesen möchte.
Welche Bücher würdet ihr mir empfehlen?

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