Wenn man sich mit Future Skills beschäftigt, liest man meist nur Beschreibungen, warum diese wichtig sind und erhält umfangreiche Sammlungen an Future Skills. Dies ist natürlich wichtig, um die Awareness für die Future Skills zu steigern. Auch wenn die Idee nicht ganz neu ist – früher sprach man über Schlüsselkompetenzen, die sehr ähnlich sind – bleibt das Thema dennoch wichtig. Doch eine Frage bleibt dabei in der Regel unbeantwortet: Wie kann ich meine Future Skills stärken? Eine Antwort könnten Skill Hacks sein.

Wo die Idee her kommt: COPETRI Circle Skills aus 2022

Im Rahmen eines COPETRI Circles haben wir uns im Jahr 2022 intensiv mit dem Thema Future Skills beschäftigt und sind schnell auch zu der Frage gekommen: Wie lassen sich Future Skills überhaupt stärken? Weitere Beschreibungen und Sammlungen von Skills helfen hier nicht. Wir kamen zu dem Schluss, dass es sinnvoll ist, möglichst schnell in die Anwendung zu kommen, damit die Future Skills erfahren werden können. Die angedachte Lösung dafür waren sogenannte Skill Hacks. Einfache Methoden oder Routinen, die einem dabei helfen einen Future Skill schnell anzuwenden und damit auch zu stärken: Learning by Doing. Dabei funktionieren Skill Hacks ähnlich wie die Learnhacks aus dem gleichnamigen Buch (Siehe Lernhacks in Top 10 Bücher zum Thema Lernen 2021).

Skill Hacks Workshop auf der COPETRI Convention 2022

Zusammen mit Karolin Kutter durfte ich bei der COPETRI Convention 2022 einen Workshop zu den Skill Hacks durchführen. Dabei haben wir nicht nur die Idee geteilt, sondern gleich mehrere Skill Hacks angewendet und zusätzlich noch mit den Teilnehmern weitere Skill Hacks gesammelt. Während des Workshops haben wir folgende Methoden angewendet:

Beispiel für Skill Hack aus dem Workshop

Reflexion mit dem Braindump / Journaling

Die Teilnehmer hatten schon viele Vorträge und Workshops gesehen als sie zu unserem Workshop kamen. Meist bleibt einem bei solch einem Congress nicht viel Zeit den ganzen Input, den man erhält zu verarbeiten. So leiteten wir die Teilnehmer an in 5 Minuten aufzuschreiben, was sie bereits bei der Veranstaltung wahrgenommen hatten. Ziel ist es dabei in eine art Schreibtrance zu kommen. Die Rechtschreibung und die Grammatik sind dabei egal. Es geht einfach darum das erlebte zu reflektieren und den Kopf freizubekommen für den folgenden Workshop. Am Ende schaut man nochmal kurz auf seine Notizen, um zu sehen, ob es bestimmte Muster oder interessante Erkenntnisse gab.

Kreativität stärken durch Assoziationen

Es gibt einen bekannten Kreativitäts-Test, bei dem die Frage beantwortet werden soll, was man alles mit einem Ziegelstein machen kann. Unsere Übung war ähnlich, nur mit einer Zahnbürste. Die Teilnehmer haben in einem offenen Brainstorming geteilt, was man alles mit einer Zahnbürste machen könnte. 3-5 Dinge fallen sicher jedem sofort ein, aber was ist, wenn wir 20 oder 30 Einsatzmöglichkeiten finden möchten? Durch diese lustige Kreativitätsübung fällt es den Teilnehmern einfacher später ihre Ideen zu teilen. Aber das Wichtigste ist eigentlich, dass das Gehirn durch die Übung kreativer und offener für die nächsten Übung wird.

Brainstorming nach der 1-2-4-All Methode

Die 1-2-4-All Methode ist sicher die bekannteste Liberating Structure. Hier durften die Teilnehmer zunächst allein 3-4 Skill Hacks in einer Minute aufschreiben. Anschließend teilten und selektierten sie dann in 2’er Gruppen ihre Ideen. In der nächsten Runde trafen sich je zwei 2’er Gruppen für 4 Minuten um wiederum ihre Ideen zu teilten und sie wählten die besten Ideen aus. Anschließend haben die Teilnehmer ihre besten Ideen der Gesamtgruppe vorstellen. Hier das Ergebnis des Brainstormings:

Nach einer kurzen Reflexion des Prozesses und den Eindrücken der Teilnehmer zu dem Thema gab es noch eine Abschlussintervention:

Mit dem Focus Walk Achtsamer durch den Alltag gehen

Bei einem Focus Walk fokussiert man sich in den nächsten 5 Minuten auf einen ganz bestimmten Aspekt. Man soll beim Gehen ganz gezielt auf etwas bestimmtes achten und so seine Umwelt anders wahrnehmen. Das können eine Farbe, bestimmte Kategorien oder Objekte wie Schilder, Zahlen Buchstaben, Dächer, Türen oder ähnliches sein. Wir hatten den Teilnehmern den Auftrag passend zu einer Großveranstaltung, die auch auf Netzwerken ausgelegt ist, gegeben: Achtet in den nächsten 5 Minuten gezielt darauf, wer euch sympathisch erscheint.

Warum eigentlich Skill Hacks?

Ein Skill Hack ist anders als ein intensiver Kurs zum jeweiligen Thema. Er ist sehr kurz beschrieben, schnell anwendbar und hat hoffentlich eine direkte Auswirkung. Nach einem längeren Training hat man meist ein Transferproblem: Werde ich das gelernte in der Praxis überhaupt anwenden?

Der Skill Hack selbst ist Anwendungsorientiert, und kann direkt im Kontext genutzt werden. Somit sehe ich sofort kleine Erfolge oder Misserfolge und kann aus diesen Erfahrungen lernen. Die meisten Hacks kann man auch ohne großes Hintergrundwissen anwenden und Effekte erzielen. Mit hoffentlich ersten schnellen und positiven Erfahrungen erzeugen die Skill Hacks vielleicht auch eine Neugier und regen damit dazu an sich tiefer mit dem entsprechenden Skill zu beschäftigen.

Ausblick

Da ich immer mal wieder über neue spannende Methoden stolpre, die in diese Kategorie fallen möchte ich eine kleine Serie mit Skill Hacks in meinem Blog starten. Teilt gerne auch eure Erfahrungen mit Skill Hacks, die ihr selbst gerne nutzt.