Bei einem Vibe Learning Experiment haben wir die Frage behandelt: Was kann man aus der Entropie für das Lernen oder das Business ableiten? Meine Erkenntnisse möchte ich hier mit euch teilen.
Wer nicht lesen möchte kann sich auch die Zusammenfassung des „Lernprozesses“ von NotebookLM ansehen. Er ist nicht perfekt, fasst aber die Kernpunkte gut zusammen:
Bevor wir aber zu der Metapher kommen, schauen wir uns kurz an:
Was ist Entropie?
Entropie beschreibt, wie wahrscheinlich bestimmte Zustände in einem System sind. Einfacher gesagt: wie viel Ordnung oder Unordnung in einem System steckt. Dabei ist vor allem der zweite Hauptsatz der Thermodynamik interessant:
In einem abgeschlossenen System nimmt die Entropie mit der Zeit zu.
Ein Beispiel: Eiswürfel bestehen aus geordneten Wassermolekülen in einer stabilen Kristallstruktur. Bei Raumtemperatur würden sie aber anfangen zu schmelzen, wodurch die Entropie steigt. Damit die Eiswürfel gefroren bleiben, müssen wir Energie zuführen, z.B. durch Kühlung. Die zugeführte Energie hält die Ordnung im Eiswürfel aufrecht. Gleichzeitig steigt durch die Kühlung an anderer Stelle die Entropie.
Die Entropie-Lernen-Metapher
Lernen steht in dieser Metapher für Ordnung, ein Zustand, in dem Wissen und Fähigkeiten gezielt entwickelt werden. Doch viele Einflüsse können uns davon abhalten, diesen Zustand zu erhalten oder überhaupt erst zu erreichen: Ablenkungen durch das Smartphone, plötzliche Erinnerungen an andere Aufgaben oder spontane Unterbrechungen bringen Unordnung in unseren Lernprozess.
Um dennoch aktiv zu lernen, müssen wir Energie aufwenden. Dabei hilft es, sich bewusst zu machen, auf welche Energien man zurückgreifen kann. Hier eine kurze Sammlung von Ideen dazu, die sich in mehrere Kategorien einteilen lassen: Interne und externe Einflüsse sowie kurzfristig und langfristig wirksame Faktoren.
Dies stellt sozusagen unser Antientropie-Set dar:
Intern: kurzfristige, aber begrenzte Energiequellen
Wie ein Akku, der schnell leer ist:
- Motivation: Sie ist notwendig, um zu starten, hält aber meist nur kurz an.
- Willenskraft: Sie hilft uns, dranzubleiben, verbraucht sich jedoch schnell. Besonders nach einem langen Arbeitstag ist davon oft nicht mehr viel übrig.
Intern: langfristige, stabilisierende Energiequellen
Wie ein kontinuierlicher Strom, der zunächst aktiviert werden muss:
- Routinen: Routinen und Gewohnheiten sind mächtige Werkzeuge. Sie helfen uns, gewünschtes Verhalten automatisch zu zeigen. Wer zum Beispiel immer zur gleichen Zeit oder am gleichen Ort lernt, findet leichter in den Lernmodus.
- Lernziele: Ein klares und motivierendes Lernziel mit Relevanz gibt uns Orientierung und Fokus.
- Planung des Lernprozesses: Ein geplanter Lernprozess mit vorausgewählten Lerninhalten und -aufgaben gibt uns Struktur. Ist Lernzeit eingeplant, aber ohne konkrete Aktivitäten, füllen wir sie oft mit Aufgaben, die nicht auf das Lernziel einzahlen.
Extern: unterstützende, aber oft begrenzte Energiequellen
Externe Energiequellen wirken wie ein Wind von außen: Sie können uns antreiben, aber wir können sie nicht dauerhaft steuern.
- Führung: Führungskräfte haben einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung von Lernen als wichtigen Teil der Arbeit. Dies können sie erreichen durch regelmäßige Check-ins zum Lernfortschritt, Hilfe bei der Lernzieldefinition, Orientierung bei relevanten Skills geben oder Zugang zu Lernangeboten ermöglichen.
- Lerncoaching und Tutoring: Lerncoaches unterstützen dabei, die eigenen Lernstrategien zu entwickeln und Herausforderungen gezielt anzugehen.
- Lern-Apps: Diese Apps helfen uns, aktiv an unser Lernvorhaben zu denken oder Lernaktivitäten zu starten (z. B. Gewohnheitstracker).
Wenn wir aus diesen Elementen die passende Mischung für unser Lernvorhaben zusammenstellen, entsteht eine Art Energie-Management-Modell fürs Lernen.
Übertragen auf die Entropie-Metapher bedeutet das: Ordnung bleibt nur erhalten, wenn wir kontinuierlich und verlässlich Energie zuführen, und das am besten in einer gesunden Mischung.
Was kann ich also konkret tun?
Immer dann, wenn mir das Lernen schwerfällt oder ich durch Ablenkungen davon abgehalten werde, sollte ich kurz innehalten und reflektieren:
Habe ich genügend langfristig stützende Strukturen, die mich bei meinem Lernvorhaben unterstützen? Oder versuche ich, mich nur mit Willenskraft durchzubeißen? Motivation ist natürlich die Basis. Doch anstatt mich allein auf sie zu verlassen, kann ich die anfängliche Willenskraft gezielt nutzen, um mir stützende Strukturen für mein Lernvorhaben aufzubauen.
Müssen wir die Entropie im Lernen komplett eliminieren?
Wie bereits in der Einleitung zur Entropie beschrieben: Wenn wir in einem System an einer Stelle die Entropie reduzieren, erhöht sie sich automatisch an anderer Stelle.
Auch im Lernen kann das bedeuten, dass nicht jede Form von „Chaos“ schlecht ist. Manchmal ist es vielleicht sogar hilfreich, wenn etwas Unordnung in den Lernprozess kommt und wir nicht nur starr einem Lernziel nachjagen.
Ein gewisses Maß an Entropie ist nützlich, weil es Exploration und Kreativität ermöglicht. Die Kunst ist dabei, die Entropie kontrolliert wirken zu lassen, statt sie ungebremst zuzulassen.
Wie ist deine Meinung zu der Entropie-Metapher? Und wie sieht dein persönliches „Energie-Management-Modell fürs Lernen“ aus?
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