Wenn es Vibe-Coding gibt, warum sprechen wir dann nicht auch über Vibe-Learning?
Moment, erstmal klären wir:
Was ist Vibe Coding?
Rund um das Thema Vibe-Coding gibt es aktuell einen intensiven Hype.
Die Idee dahinter: Mit generativer KI können auch Menschen ohne Programmierkenntnisse durch wenige Prompts eine lauffähige Anwendung entwickeln. Man ist dabei in einer Art Flow-Zustand und passt die Anwendung iterativ durch weitere Prompts an, bis sie den eigenen Wünschen entspricht. Da man dabei nicht selbst programmiert, entfallen die schwierigen und aufwändigen Aufgaben der Entwicklung.
Ein Beispiel für Vibe-Coding

Vibe-Coding funktioniert sogar mit ganz einfachen Prompts. Vor allem Claude eignet sich sehr gut dafür. Es funktioniert aber auch mit den meisten anderen Tools.
Probier doch einfach mal selbst dir einen Taschenrechner, Snake oder Tetris generieren zu lassen.
Hier ein Beispielprompt:
Erstelle mir eine Web-App in einer einzigen HTML-Datei, die ich direkt im Browser ausführen kann.
Die App soll modern und beeindruckend aussehen und eine moderne Variante von Tetris sein.
Nun könnten wir diese Idee aufs Lernen übertragen:
Was ist Vibe-Learning?
Übertragen wir die Idee des Vibe-Codings auf das Lernen, ergeben sich für mich folgende Merkmale:
- Es fühlt sich nicht wie Lernen an, es ist spielerisch und leicht.
- Ich brauche kaum Vorbereitung.
- Der Lernprozess läuft im Dialog mit der KI. Sie leitet mich als Coach, Lernbegleiter oder Tutor.
- Ich muss keine eigene Recherche betreiben.
- Ich habe Spaß, vielleicht auch durch kreative und ausgefallene Formate oder Ausgaben.
- Je nach Thema erhalte ich vielleicht Fragestellungen, Inhalte, Aufgaben oder Dialogsituationen.
Der große Vorteil: Da es einfach ist und man schnell zu Ergebnissen kommt, stellt sich schnell ein Erfolgserlebnis ein.
Natürlich gibt es auch Schattenseiten:
- Lernen wir wirklich in die Tiefe, oder kratzen wir nur an der Oberfläche?
- Wo bleibt der Austausch mit anderen Menschen?
- Wie gehen wir mit den Risiken von Halluzinationen und Fehlinformationen um?
Soweit zur Idee, jetzt fehlt noch:
Der Selbstversuch
Im Rahmen des New Learning Labs haben sich einige Learning Professionals getroffen, um „Vibe Learning“ auszuprobieren.
Damit wir unsere Erfahrungen vergleichen konnten und jeder ein Lernthema hatte, wählten wir ein gemeinsames Thema aus, in dem sich die meisten nicht auskannten.
Die Fragestellung
Wir entschieden uns für das Thema Entropie. Um auch einen praktischen Nutzen mitzunehmen, wählten wir die konkrete Fragestellung:
Verstehe das Prinzip der Entropie und wie es genutzt werden kann, um Phänomene in Organisationen oder beim Lernen zu erklären.
Jeder Teilnehmer hatte 15 Minuten Zeit, die Frage im persönlichen Vibe-Learning-Modus mit dem Tool der Wahl zu bearbeiten.
Nach dem Vibe-Learning
Im Anschluss stand ein intensiver Austausch unserer Erkenntnisse und der entwickelten Analogien auf der Agenda. Obwohl es anfangs Skepsis zur Fragestellung gab, zeigte sich, dass sie erstaunlich gut funktionierte. Manche hatten für sich sehr überzeugende Analogien erarbeitet. Die Ergebnisse waren jedoch sehr unterschiedlich, was zu einem noch regeren Austausch führte.
Gerade die Diskussion im Anschluss brachte einen sozialen Aspekt in den Lernprozess und bereicherte die Session zusätzlich.
Doch wie geht man selbst an Vibe-Learning heran?
Mein persönlicher Vibe-Learning Ansatz:
Die gewählten Ansätze waren so vielfältig wie die eingesetzten Tools. Wichtig ist dabei, den eigenen Präferenzen zu folgen, um in den „Vibe“-Modus zu kommen.
Exploration
Mir ist es wichtig, nicht nur Inhalte zu konsumieren. Wir lernen schließlich besser, wenn wir Wissen aktiv abrufen und anwenden. Deshalb wollte ich Fragen gestellt bekommen, um mein Wissen zu prüfen, Fehler zu erkennen und auf eigenen Ideen aufzubauen. Dabei war es sehr spannend für mich zu beobachten, wie einzelne Fehlannahmen von mir korrigiert wurden.
Dafür nutzte ich ChatGPT im Modus Studieren und Lernen:

Mein – recht einfacher – Prompt dazu:
Hilf mir bitte beim Lernen. Fange nicht damit an mir etwas zu erklären, sondern stelle mir erst fragen, um mein Verständnis zu ermitteln und dann zielgerichtet auf meinem Wissen aufzubauen.
Thema:
Ich möchte verstehen, was Entropie ist und wie es auf andere Themen, z.B. Business Kontexte oder Lernen, übertragen werden kann.
Nach einer längeren Diskussion hatte ich ein grobes Verständnis von Entropie entwickelt, eigene Fehlannahmen erkannt und neue Bezüge zu vorhandenem Wissen hergestellt.
Doch wie kann man die Ergebnisse aus einem langen Chat festhalten und vielleicht mit anderen teilen?
Zusammenfassung als Video mit NotebookLM
Das Chat-Protokoll habe ich in einem neuen Notebook in NotebookLM genutzt und mir daraus ein kurzes Erklärvideo generieren lassen. So konnte ich meine Erkenntnisse noch einmal in kompakter Form sehen. Das Video gibt es im nächsten Beitrag.
War’s das schon?
Natürlich ist noch mehr möglich, um in einen Vibe zu kommen.
Wie wäre es zum Beispiel, einen Song zu deinem Lernthema zu haben? Auch das ist möglich. Eine Vibe-Lernerin nutzte Suno, um nach einer Content-Recherche einen Song zum Thema zu generieren. Damit sind noch mehr Vibes vorprogrammiert!
Wer nicht so viel tippen möchte, kann auch den Voice-Mode nutzen und sich dem Thema im gesprochenen Dialog mit der KI nähern.
Fazit:
Für mich war es ein gelungenes Experiment. Es hat Spaß gemacht, mich ins Thema hineinzudenken und mithilfe der KI eine neue Analogie zu entwickeln. Wie bei den meisten Methoden gilt: Es ist kein Allheilmittel. Aber es ist sicher eine entspannte und inspirierende Möglichkeit, sich einem neuen Thema zu widmen.
Vielleicht möchtest du dich selbst an der Fragestellung versuchen:
„Verstehe das Prinzip der Entropie – und wie es genutzt werden kann, um Phänomene in Organisationen oder beim Lernen zu beschreiben.“
Wie sähe dein persönlicher Vibe-Learning-Ansatz dazu aus?
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